Sportrait über Luc und Luise in den GN


Nordhorn, 03.08.2017


Luc Albrecht und Luise Maul: Toller Aufstieg in die S-Klasse

Das Nordhorner Tanzpaar schaffte den Sprung in die anspruchsvollste Klasse im April durch den Sieg beim „Blauen Band der Spree“ in Berlin. Nun wollen sich die beiden Studenten, die für die TSG Nordhorn tanzen, in der Tanzelite etablieren.

Luc Albrecht und Luise Maul: Toller Aufstieg in die S-Klasse

Die Haltung stimmt: Auf der Tanzfläche sind Luc Albrecht und Luise Maul in ihrem Element. Foto: privat

Von Lars Völkerink

Nordhorn. Wenn Luc Albrecht und Luise Maul nachmittags ihre Vorlesungen an der Kölner Universität hinter sich gebracht haben, lehnen sich die beiden Grafschafter nicht zurück. „Wir trainieren mindestens drei Stunden am Tag, fünf Tage die Woche. Auch eine Trainingseinheit um 22 Uhr ist bei uns keine Seltenheit“, berichtet Albrecht. Die beiden Lehramtsstudenten haben einen vollen Terminkalender. „Zusätzlich zum Training kommen dreimal die Woche Kräftigungsübungen hinzu, die den Körper fithalten“, ergänzt der Nordhorner, der vor neun Jahren mit dem Tanzsport begonnen hat.

Der damals 15-Jährige absolvierte einen ganz normalen Tanzkurs bei der Tanzschule Jobmann in Nordhorn. „Das Tanzen hat mir viel Spaß gemacht, darum bin ich einfach dabei geblieben“, berichtet Albrecht. „Das soziale Umfeld hat gepasst, der Sport ist sehr vielschichtig“, fügt er hinzu. Luise Maul, die in Lingen geboren wurde und in Lohne aufgewachsen ist, hat in Lingen zum Tanzsport gefunden. „Luc und ich haben uns beim Tanzen kennengelernt, irgendwann bin ich dann zum Tanzen nach Nordhorn gekommen“, berichtet Maul, die seit 2009 tanzt. Auch privat sind die beiden seit nun drei Jahren ein Paar. „Im Moment wohnen wir in Köln noch in unterschiedlichen WGs, verbringen aber trotzdem den ganzen Tag zusammen. In näherer Zukunft wollen wir jedoch gern zusammenziehen“, berichtet Albrecht.

Das Grafschafter Tanzpaar lebt und trainiert seit etwas mehr als zwei Jahren in Köln, der Bezug zur Grafschaft ist jedoch geblieben. „Wir haben beide schon eine große Heimatverbundenheit. Alle zwei bis drei Wochen kommen wir zurück nach Nordhorn, wenn es zeitlich passt“, erzählt Albrecht.

Im Moment bereiten sich die Beiden intensiv auf die German Open Championships Mitte August in Stuttgart vor. „Das ist das größte Tanzturnier weltweit“, erzählen die Beiden, die in der Hauptgruppe antreten und erst zum zweiten Mal bei einem S-Klasse-Turnier starten. Den ersten Auftritt hatten sie am 15. Mai in Frankfurt, bei dem sie 15. wurden.

Als Tanzanfänger begannen Luc Albrecht und Luise Maul in der D-Klasse, damals noch mit anderen Tanzpartnern. Durch Erfolge tanzten sich die beiden rasant die Klassen hoch, und schlossen sich in der A-Klasse zusammen. Durch den Sieg beim „Blauen Band der Spree“ in Berlin, einem weltweit bekannten Tanzturnier, stiegen der Nordhorner und die Lohnerin in die höchste deutsche Tanzklasse auf. „Dafür, dass wir im Vergleich zu anderen Tanzpaaren erst relativ kurz tanzen, ist das schon ein steiler Aufstieg“, sagt Albrecht.

„Die Lieblingstänze variieren, je nach Trainingsstand“

Die beiden Grafschafter tanzen Standard, der sich aus den fünf Tänzen Langsamer Walzer, Tango, Wiener Walzer, Slow Foxtrott und Quickstep zusammensetzt. „Die Lieblingstänze variieren, je nach Trainingsstand“, erzählt das junge Paar. „Wir wollen uns jetzt in der Weltrangliste langsam nach oben arbeiten, das nächste große Ziel ist aber die Deutsche Meisterschaft“, formuliert Albrecht die Ziele für die Zukunft. Auch eine Förderung auf Bundesebene strebt das Paar an. Um in den Bundeskader aufgenommen zu werden, müssen die Beiden unter die besten zwölf Standard-Paare Deutschlands kommen. „Das würde uns auch ganz neue finanzielle Mittel eröffnen“, erzählen die Beiden, die momentan Mitglieder im Landeskader Niedersachsens sind. „Derzeit gibt es ein kleines Budget für uns pro Jahr, das wir dann für die Reisekosten verwenden. Das reicht aber längst nicht, den Rest müssen wir selber stemmen“, berichtet der 24-Jährige. Die beiden Studenten jobben nebenbei, um sich das Tanzen zu finanzieren. Beide arbeiten dienstags und mittwochs als Tanzlehrer. „Das ganze verdiente Geld fließt wieder ins Tanzen“, erzählt das Paar, das von einem Trainerteam betreut wird.

Um die Wettkampfkleidung kümmern sich die Beiden selbst. „Ich schminke mich für die Turniere, die Haare macht Luc mir“, lacht Luise Maul. Im Standardtanz trägt der Mann einen Frack, die Frau ein langes Kleid.

In diesem Jahr stehen noch drei große Turniere an, neben den German Open Championships in Stuttgart im August und der norddeutschen Meisterschaft Ende September in Melle tanzt das TSG-Paar im November auch bei der deutschen Meisterschaft in Dresden. „Man bereitet sich drei Monate auf ein Turnier vor und muss dann voll da sein“, berichtet Albrecht, der auch kurz auf den körperlichen Anspruch beim Tanzen eingeht: „Man kann das Tanzen mit einem 400-Meter-Lauf vergleichen, nur, dass man gut aussehen muss und die Frau hohe Schuhe trägt“, sagt er. Und seine 21-jährige Partnerin ergänzt: „Mir tun abends vor allem der Nacken und der Rücken weh, wenn der Wettkampf vorbei ist.“

Rückblickend auf das vergangene Jahr ziehen die Beiden ein klares Fazit: „Das letzte Jahr lief einfach richtig gut für uns.“ Neben dem Tanzen und dem Studium haben die beiden Grafschafter wenig Zeit für andere Dinge . In den dreimonatigen Semesterferien, die vor einer Woche begonnen haben, gibt es keine Zeit für einen Urlaub, da drei große Turniere anstehen. „Unser Plan ist es, dass wir im Dezember mal eine Woche Urlaub machen und abschalten“, berichtet Albrecht. Wohin es geht, da sind die Beiden sich noch nicht ganz einig, aber verdient wäre eine Auszeit ganz bestimmt.

Luc Albrecht und Luise Maul: Toller Aufstieg in die S-Klasse

Bei der Sportgala 2017 wurde das Paar Maul/Albrecht von der Stadt Nordhorn für seine Leistungen geehrt. Foto: privat